Maßnahmen im Handlungsfeld 1 "Digitale Infrastruktur und Datenpolitik"

Ziel des Handlungsfeldes ist es hauptsächlich, eine urbane Datenplattform – genannt „WISSENsAllmende Jena“ (WAJ) – aufzubauen. Diese stellt die technische Basis des Smart City Projektes dar. Für die Plattform wurden verschiedene Anwendungsfälle entwickelt.

Maßnahme "Schaffung der Urbanen Datenplattform (UPD) WISSENsAllmende Jena"

Infrastruktur der WISSENsAllmende Jena

Die UDP wird die zentrale digitale Infrastruktur für alle Smart City Projekte bilden – das "System der Systeme". Sie wird gemeinsam mit Fraunhofer FOKUS auf der Basis der Open Source Software PIVEAU entwickelt. Auf dieser Basis kann WISSEN generiert, verknüpft und gemanagt sowie als Gemeingut – Allmende – zur Verfügung gestellt werden. Die UDP umfasst prinzipiell alle auf den Stadtraum bezogenen Daten und Informationen, die nicht dem unmittelbaren Schutz personenbezogener Daten oder sonstigem gesetzlichen Schutzbedarf unterliegen. Die bereits jetzt online zur Verfügung gestellten ebenso wie umfangreiche weitere Datenbestände sollen schrittweise in die WAJ überführt werden.

Dazu werden diese Daten durch Datenmodelle beschrieben, durch Metadaten erschlossen und automatisiert auswertbar gemacht. Um das übergreifende Datenmanagement sicherzustellen, sollen modellbasierte Client-Schnittstellen und Dokumentationen erstellt und auf einem Model-Server vorgehalten werden. Damit können alle gängigen Protokolle auf Clientseite abgebildet und Objektdefinitionen zur Entwicklung von Auswertungstools vorgehalten werden. Damit wird eine hinreichend Struktur zur Verfügung gestellt, die prinzipiell jede Art von Datenquelle beschreiben und zugänglich machen kann.

Auch die technische Infrastruktur der WAJ wird so gestaltet, dass sich zusätzliche Daten problemlos integrieren und zur Verfügung stellen lassen. So können jederzeit Anwendungsfälle entwickelt und effizient umgesetzt werden. Somit kann die WAJ eine Vielzahl unterschiedliche Daten bereitstellen oder verlinken, die im Vorhinein weder konkret noch auch nur der Art nach abschließend bekannt sein müssen. Für die Auswertung und Nutzung der Daten werden alle benötigten Tools bereitgestellt.

Alle – auch die durch Private im Auftrag der Stadtverwaltung erhobenen – Daten müssen für die Stadtgesellschaft verfügbar sein und unter dem Prinzip "Open by Default" grundsätzlich veröffentlicht werden dürfen, es sei denn Datenschutz- oder Sicherheitskategorisierung verbieten die Veröffentlichung. Dafür werden wir rechtssichere Datenbereitstellungsklauseln für alle datenliefernden Komponenten erarbeiten.

Lizenzmodelle

Auf Plattformebene wird ein strikter Open Source-Ansatz verfolgt, und es werden standardisierte offene Datenformate für Schnittstellen gewählt. Für die Nutzung der Daten wird es ein Lizenzmodell geben, welches u. a. einen Erlaubnisvorbehalt bei kommerzieller Nutzung beinhaltet und die nichtkommerzielle gemeinwohlorientierte Nutzung kostenfrei ermöglicht.

Identitätslösung

Dafür ist als weitere Infrastrukturkomponente eine Identitätslösung erforderlich, die für alle digitalen Dienstleistungen im Rahmen des Modellprojekts Smart City ein und dieselbe Login-Möglichkeit zur Verfügung stellt. Diese soll alle Vertrauensniveaus nach eIDAS-Verordnung abdecken. Damit entsteht eine bequeme Nutzungsmöglichkeit der Angebote und somit werden diese wesentlich stärker in Anspruch genommen. An diese Authentifizierung soll eine sogenannten Selbstbestimmte Identität (Self Sovereign Identity, SSI) geknüpft werden. Diese erlaubt es (erfordert es aber nicht), persönliche Daten zu hinterlegen und zu bestimmen, welche dieser Daten für welche Zwecke wie abgerufen werden können.

Vernetzung

Diese Aufgaben lassen sich nur lösen durch Vernetzung und Wissenstransfer mit anderen Kommunen mit dem Ziel der Standardisierung und Übertragbarkeit von Lösungen. Dazu arbeiten wir bereits in verschiedenen überregionalen Arbeitsgemeinschaften mit. Zu nennen sind die Standardisierungsgremien der DING, die von Jena initiierte Arbeitsgruppe "SmartFLOSS" zur Koordinierung von Open Source-Entwicklungen und die Arbeits- und Entwicklungsgemeinschaften der Koordinierungs- und Transferstelle. Daneben gibt es viele bilaterale Kontakte mit anderen Smart City-Kommunen.

Hier finden Sie den kompletten Maßnahmensteckbrief als PDF:

Maßnahme "Bereitstellung urbaner Daten"

Basierend auf der Infrastruktur der Urban Data Plattform WISSENsAllmende werden im Zuge dieser Maßnahme verschiedene Use Cases umgesetzt und Tools zur Umsetzung weiterer umfassender Aufgabenstellungen geschaffen. Damit haben die Stadtverwaltung, die städtischen Unternehmen und Externe umfassende Möglichkeiten, eigene Use Cases zu entwickeln und zu realisieren, auch wenn diese jetzt noch gar nicht bekannt oder absehbar sind. Die Maßnahme ist somit eine wichtige Grundlage für die Nutzung von Daten in den anderen Handlungsfeldern (HF), was wir im folgenden aufführen werden.

Anwendungsfall IoT-Datensätze

So wird die WISSENsAllmende mit dem 5G-Innovationswettbewerb-Projekt "5G Verkehrsvernetzung – Jena 5G_V2X" verknüpft und die dort anfallenden Sensor-, Echtzeit und sonstigen IoT-Datensätze der Stadt Jena bereitgestellt. Weiterhin sollen zusätzliche Sensornetze aufgebaut und eingebunden werden, insbesondere auf LoRaWAN-Basis. Hierzu werden bereits Gateways im Rahmen von "The Things Network" zur Verfügung gestellt, so dass alle Interessierten eigene Sensoren einbinden können. IoT-Daten können außerdem im HF 2 "Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr" zur digitalen Mobilitätsoptimierung und zur sensorgestützten Stadtgrünpflege verwendet werden. Aber auch in HF 4 "Wirtschaft und Wissenschaft" können die bereit gestellten Daten innerhalb der Digital Werkstadt Jena dazu beitragen, neue Geschäftsmodelle zu kreieren.

Um alle raumbezogenen Informationen, beispielsweise zu kommunaler Infrastruktur und IoT-Daten, verarbeiten und anzeigen zu können, sollen eine graphische Nutzerschnittstelle und erweiterte Datengrundlagen geschaffen werden. In einem universell einsetzbaren Kartenclient werden veränderliche Objekte wie Sensoren, Lichtsignalanlagen oder Fahrzeuge und zeitbezogene Datensätze, das heißt Langzeit- und vergangenheitsbezogene Daten z. B. bei JenOnLex ebenso wie Echtzeit- und Sensordatensätze, dargestellt. Weiterhin geht es um die Anreicherung der städtischen GISG-Daten um einzelne Aspekte, die z. B. zur Routenberechnung (vgl. HF 2) oder zur Verknüpfung mit dem 5G-Projekt benötigt werden. Dafür wird die bereits bestehende, von der Stadtverwaltung intern genutzte, Software weiterentwickelt.

Anwendungsfall JenOnLex

JenOnLex — Die Online-Variante des Jenaer Lexikons zur Stadtgeschichte wird mit Mehrwerten wie Geoverknüpfung und zusätzlichen Medienangeboten aufgebaut. Unter anderem bildet das JenOnLex die Datengrundlage für die Maßnahme „Digitales Stadterlebnis“ (vgl. Handlungsfeld 3 "Bildung, Kultur und Soziales"), die digital gestützte historische Stadtrundgänge für mobile Endgeräte entwickelt. Vorarbeiten, insbesondere die technische Einbindung des historisierten Straßenverzeichnisses, wurden durch die Stadt bereits geleistet.

Anwendungsfall Open Data Portal

Die Inhalte des vorhandenen Open Data Portals werden in die WAJ übernommen, um eine größere Flexibilität und bessere automatische Aktualisierung der Datenangebote zu erreichen. Zukünftig werden alle neu entwickelten Angebote von offenen Daten in die WISSENsAllmende integriert. Daten, die ins Open Data Portal gestellt werden, können u. a. in der Jena Digital Werkstadt (HF 4) als Grundlage für neue Geschäftsideen benutzt werden. Ebenfalls werden die Stadtratsinformationen in session.net mit der UDP verknüpft und mit verbesserten Suchfunktionen versehen.

Anwendungsfall Asset-Daten

Um die Transparenz des städtischen Handelns zu erhöhen und ein leichtes Auffinden von Informationen zu gewährleisten, schaffen wir einen Katalog aus Stammdaten und Zustände der Anlagegegenstände des Stadtverbundes Jena und stellen ihn nach dem Prinzip "Open by Default" zur Verfügung. Mit Anlagegenständen des Stadtverbundes ist der gesamte Bestand der städtischen Objekte im öffentlichen Raum, wie z. B. Straßen, Gebäude, Spielplätze und Bäume einer Grünfläche, gemeint. Diese werden in einer geobasierte Datenbank erfasst, für die eine Metadatenstruktur auf Basis einheitlicher Eigenschaften (Eigentumsverhältnisse, Werte und Kosten, Geometrie oder Zustand/Alter) aufgebaut werden soll. Die Bereitstellung der städtischen Vermögenswerte (Urban Assets) hilft u. a. HF 5 "Digitale Verwaltung" in der Teilmaßnahme Smarte Verwaltung.

Anwendungsfall BI-System

Im Sinne des Open Data-Ansatzes sollen numerische Daten aus Controlling und Statistik in Form sogenannter Datenwürfel öffentlich zur Verfügung gestellt werden. Wir werden Tools zur Auswertung und Visualisierung dieser Daten anbieten, um sowohl vorgefertigte Dashboards zu bestimmten Themen als auch durch die Nutzer:innen selbst durchgeführte Datenanalysen zu ermöglichen. Im Vorfeld müssen einheitliche Datenstrukturen gefunden werden, damit die Daten aus allen Bereichen des Stadtverbundes abgebildet werden können. Dafür wurden bereits die Datenwürfel für Controlling- wie auch für Statistikdaten konzipiert und eine technische Grundlage dafür identifiziert. Das BI-System hilft u. a. im HF 2, um zu einer datengestützten und wissensgeleiteten partizipativen Stadtentwicklung zu kommen.

Data Governance

Damit Daten umfassend nutzbar gemacht werden können, bedarf es auch rechtlicher und administrativer Voraussetzungen. Diese sollen vereinheitlicht und weiterentwickelt werden, insbesondere mit dem Ziel der konsequenten Umsetzung des Prinzips "Open by Default" unter Einhaltung der Datenschutz- oder Sicherheits-belange. Dazu wird die Statistiksatzung der Stadt überarbeitet, um die Aggregation von Daten und den statistischen Datenschutz klar zu regeln. Eine einheitliche Regelung zur Data Governance gegenüber der Öffentlichkeit und innerhalb des Stadtverbundes, d. h. für Datenzugriff und gemeinsame Datennutzung in und zwischen Kernverwaltung, Eigenbetrieben und Tochtergesellschaften soll erstellt werden.

Datenkompetenzen

Mitarbeitende der Stadtverwaltung Jena erhalten Schulungen und Weiterbildungen zum Ausbau ihrer Datenkompetenz. Damit soll unter anderem die effizientere Nutzung und kompetente Anwendung der Möglichkeiten der Urbanen Datenplattform durch die Mitarbeitenden erreicht werden. Die Schulungen im Rahmen der Datennutzung von HF 1 "Digitale Infrastruktur und Datenpolitik" und die Schulungen im Rahmen des HF 5 im Bereich IT insbesondere zur Optimierung der mobilen Anwendungen gehen Hand in Hand. Wir profitieren von den Angeboten des HF 5, um dies zur Entwicklung von Tools und zur Erweiterung der Use Cases zu nutzen. Durch regelmäßige Austausch- und Entwicklungsrunden zwischen Bereitsteller:innen und Nutzer:innen der Daten im konkreten Anwendungsfall stellen wir sicher, dass eine gegenseitige Win-Win-Situation entsteht und zur Beschleunigung von Planungs- und Entscheidungsprozessen sowie zur Aufwertung des digitalen Erlebnisses und Wissensgewinns in Jena beiträgt.

Hier finden Sie den kompletten Maßnahmensteckbrief als PDF: