Digitale Arztsprechstunde: Telemedizinraum für einfache Gesundheitsversorgung

Am 5. Mai 2025 wurde im Smarten Quartier Jena-Lobeda ein bundesweit einmaliger Baustein der digitalen Gesundheitsversorgung vorgestellt: der erste Telemedizinraum dieser Art in Deutschland. Das neue Angebot ermöglicht wohnortnahe medizinische Versorgung per Videosprechstunde – direkt im Quartier, ohne eigene Technik und ohne Wartezimmer. Entwickelt wurde das Projekt von den Stadtwerken Jena gemeinsam mit der Stadt Jena, dem Universitätsklinikum Jena, der Firma zollsoft GmbH und weiteren Partnern.

Benjamin Koppe, Bürgermeister und Dezernent für Digitalisierung, Stadt Jena: „Der Telemedizinraum ist ein sichtbarer Meilenstein in der Umsetzung unserer Smart-City-Strategie. Dieses Projekt veranschaulicht eindrucksvoll, wie Digitalisierung im Gesundheitswesen konkret und alltagstauglich gestaltet werden kann – insbesondere für Menschen, die bislang nur schwer Zugang zu entsprechenden Angeboten hatten. In enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern zeigen wir, wie digitale Lösungen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung beitragen können. Der Telemedizinraum macht unsere Smart-City-Strategie anschaulich und praxisnah erlebbar.“

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Mehrere Personen schauen in Kamera.

Starke Partner für die moderne Gesundheitsversorgung in Form des Telemedizimraums: Tobias Wolfrum, Johannes Zollmann, Prof. Dr. Otto W. Witte, Mandy Steinbrück, Dr. Christine Zollmann (via Laptop) und Benjamin Koppe.


©Stadt Jena

Komplett ausgestatteter Raum für digitale Sprechstunden

Der Telemedizinraum ist mit moderner medizinischer Technik ausgestattet und bietet die Möglichkeit, fach- oder hausärztliche Sprechstunden per Video durchzuführen. Die Nutzung ist denkbar einfach: Patientinnen und Patienten betreten den Raum, loggen sich ein und werden von medizinischem Fachpersonal virtuell beraten oder untersucht. Eigene Geräte sind nicht erforderlich.

Beim offiziellen Start des Projekts wurde das System in einer realitätsnahen Vorführung präsentiert: Eine Projektmitarbeiterin übernahm die Rolle der Patientin und schilderte ihre Beschwerden per Video an eine Hautärztin. Die Diagnose erfolgte umgehend, inklusive weiterer Empfehlungen – ein Beispiel dafür, wie effizient digitale Gesundheitsversorgung im Alltag funktionieren kann.

Angebot wird schrittweise erweitert

Aktuell richtet sich das Angebot an die Mieterinnen und Mieter des Smarten Quartiers Jena-Lobeda. Perspektivisch soll es jedoch auch Bewohnerinnen und Bewohnern des gesamten Stadtteils zur Verfügung stehen. In einer erfolgreichen Pilotphase wurden bereits rund 20 fachärztliche Videosprechstunden (Neurologie und Dermatologie) durchgeführt. Ab Mai 2025 sollen weitere hausärztliche und chirurgische Sprechstunden in den Regelbetrieb übergehen.

Smart City konkret erlebbar machen

Der Telemedizinraum ist ein zentrales Modellprojekt innerhalb der Smart City Strategie der Stadt Jena. Er zeigt beispielhaft, wie digitale Technologien konkret zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen können – gerade im Gesundheitswesen. Ziel ist es, neue Versorgungsmodelle zu entwickeln, die auch in anderen Quartieren oder im ländlichen Raum Anwendung finden können. Gemeinden im Umland wie Crossen und Langenwolschsdorf haben bereits Interesse an einer Zusammenarbeit signalisiert. 

Digital. Sozial. Vor Ort.

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Frau sitzt vor Laptop und spricht darüber mit einer Ärztin.

Erstdiagnose via Bildschirm: In der Live-Vorführung im Pressetermin berichtet "Patientin" Mandy Streinbrück (Projektleiterin) von Quaddeln und einem uneindeutigen Fleck im Gesicht.


©Stadt Jena

„Digitale Gesundheitsversorgung beginnt dort, wo Menschen leben – nah, verständlich und ohne Hürden“, so Tobias Wolfrum, Geschäftsführer der Stadtwerke Jena. „Der Telemedizinraum steht für eine moderne, zugängliche Daseinsvorsorge und zeigt, wie Smart-City-Projekte ganz konkret im Alltag wirken.“

Auch die Partner unterstreichen den Modellcharakter: Das Universitätsklinikum Jena bringt seine langjährige Erfahrung in der Telemedizin ein, die zollsoft GmbH stellt die technische Plattform, die speziell auf diesen Anwendungsfall zugeschnitten wurde. Die enge Zusammenarbeit verschiedener Akteure aus Stadtverwaltung, Wohnungswirtschaft, Medizin und Digitalisierung macht das Projekt bundesweit einzigartig. Prof. Dr. Otto W. Witte, Medizinischer Vorstand, Universitätsklinikum Jena (UKJ): „Telemedizin ist am UKJ seit langem etabliert, sie ist die Zukunft, gerade in einem Flächenland wie Thüringen. Der neue Telemedizinraum erweitert die ambulanten Versorgungsmöglichkeiten auch außerhalb Jenas. Nun gilt es, gemeinsam mit Medizinischen Versorgungszentren und Praxen ein nachhaltiges Betreibermodell zu entwickeln.“

Hintergrund: Smarte Gesundheitsversorgung in Jena

Das Smarte Quartier Jena-Lobeda ist ein Vorzeigeprojekt für modernes, vernetztes und sozial orientiertes Wohnen im digitalen Zeitalter. Neben Smart-Home-Technik und nachbarschaftlichen Angeboten sind insbesondere Gesundheitslösungen ein Schwerpunkt des Quartierskonzepts. Der Telemedizinraum ergänzt diese Maßnahmen um eine leicht zugängliche, digitale Schnittstelle zur ambulanten Versorgung.

Das Projekt ist Teil des vom Bund geförderten Programms „Modellprojekte Smart Cities“ und wird bis 2027 wissenschaftlich begleitet und weiterentwickelt.