Smart City trifft Smart Region – Innovation im ländlichen Raum gemeinsam gestalten
Wie gelingt digitale Transformation jenseits der Großstädte? Welche Lösungen machen Regionen nachhaltig, lebenswert und zukunftsfähig? Beim 15. Netzwerktreffen Smart City / Smart Region trafen sich am 22. Oktober 2025 Vertreter:innen aus Kommunen, Wirtschaft und Wissenschaft in Haynrode im Eichsfeld, um genau diese Fragen zu diskutieren – und voneinander zu lernen.
Schon der Ort des Treffens zeigte, worum es geht: In Haynrode entsteht rund um das Steinerne Haus, das derzeit kernsaniert und barrierefrei umgebaut wird, ein sichtbares Beispiel dafür, wie ländliche Räume durch Technologie, Beteiligung und Engagement neue Impulse gewinnen können.
LoRaWAN als Rückgrat kommunaler Digitalisierung
Den Auftakt machte Jan Bose (Alpha-Omega Technology GmbH & Co KG) mit einer Einführung in das LoRaWAN-Netz für kommunale Datenkommunikation. Die Funktechnologie ermöglicht es, Messwerte wie Strom-, Wasser- oder Temperaturdaten auch dort zu übertragen, wo klassische Mobilfunknetze schwächeln – energieeffizient, sicher und kostengünstig. So entstehen ganz neue Anwendungsfelder: vom Umweltmonitoring über Parkplatzsensorik bis hin zur intelligenten Infrastrukturplanung.
Smarte Mobilität im ländlichen Raum
Wie Digitalisierung Mobilität neu denken kann, zeigte Andreas Heiroth (Eichsfeldwerke GmbH) am Beispiel des RufBusses im Eichsfeld. Per App oder telefonisch buchbar, bringt der Service Menschen flexibel und bedarfsgerecht ans Ziel – ein wichtiger Baustein, um Mobilität in ländlichen Regionen klimafreundlich und bürgernah zu gestalten.
Energie neu gedacht – Transformation im Eichsfeld
Im Anschluss stellte Thomas Knoche das Projekt ECO2WEL vor, das Kommunen aktiv in die Transformation und Dekarbonisierung der regionalen Industrie einbindet. Energiebedarfsplanung, Energiegenossenschaften und lokale Verantwortung – all das sind zentrale Elemente, um gemeinsam eine CO₂-neutrale Zukunft mit mehr Lebensqualität, Mobilität und Arbeitsplätzen im Eichsfeld zu schaffen.
Smart City im Praxistest – Erfahrungen, Irrtümer und Neustarts
Besonders lebhaft wurde es beim abschließenden Panel „Thüringer Smart Cities auf dem Prüfstand – Irrtümer, Sackgassen, Neustarts“ mit Dorothea Prell, Gesamtprojektleiterin Smart City Projekt Jena, und Christoph Reimann, Smart City Mühlhausen: Unter dem Titel „Thüringer Smart Cities auf dem Prüfstand – Irrtümer, Sackgassen, Neustarts“ ging es um Erfahrungen aus der Praxis. Beide betonten, wie wichtig es ist, digitale Strategien regelmäßig zu überprüfen, aus Fehlschlägen zu lernen und mutig neue Wege zu gehen. Denn Smart City bedeutet nicht nur Technologie – sondern vor allem Haltung, Zusammenarbeit und der Mut, sich weiterzuentwickeln.
Das heißt, hier ging es nicht um Erfolge allein, sondern um ehrliche Reflexion: Was hat funktioniert – und was nicht?
Dorothea Prell berichtete offen aus der Praxis in Jena: „Im Smart-City-Kontext gibt es eigentlich keine völlig überflüssigen Erfahrungen – aber durchaus Projekte, die uns gezeigt haben, wie wichtig es ist, frühzeitig alle Beteiligten mitzunehmen.“
In Jena sei man anfangs in einzelnen Projekten zu schnell in die technische Umsetzung gegangen – bevor klar war, was genau gebraucht wird und wer die späteren Nutzer:innen sind. Ein teamübergreifender Workshop habe später geholfen, diese Lücke zu schließen. Die Lehre daraus: Schnelle Ergebnisse sind wichtig, aber eine saubere Bedarfsanalyse spart langfristig Zeit und Abstimmung.
Auch die Dynamik von Smart City war Thema: „Wir haben gelernt, dass Innovation kein festes Ziel ist, sondern ein bewegliches. Statt alles auf Dauer festzuschreiben, müssen wir Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von Anfang an mitdenken. Das spart nicht unbedingt Zeit – aber Frustration.“
In langfristigen Programmen wie Smart City verändern sich Rahmenbedingungen ständig – Partner, Technologien, politische Prioritäten. Für Prell ist das kein Scheitern, sondern Teil des Innovationsprozesses: Manche Themen reifen, andere erledigen sich.
Raum für Austausch und neue Ideen
Bei der anschließenden offenen Diskussionsrunde und dem abschließenden Get-together wurden die Gespräche fortgeführt, Kontakte geknüpft und neue Kooperationen angestoßen. In entspannter Atmosphäre zeigte sich einmal mehr: Smart City und Smart Region denken wir in Thüringen gemeinsam – vernetzt, praxisnah und mit Blick auf die Menschen.