Bürgerbeteiligung in Jena – Mitgestalten im Smart City Projekt

Bürgerbeteiligung ist in Jena ein zentraler Bestandteil der Stadtentwicklung. Neben den Wahlen bietet die Stadt den Jenaer:innen zahlreiche Möglichkeiten, aktiv an der Gestaltung des urbanen Lebens teilzunehmen. Dadurch entstehen nachhaltigere, besser akzeptierte Lösungen, zum Beispiel in Bereichen wie Verkehrsplanung, digitalen Angeboten und Umweltpolitik.

Bürgerbeteiligung fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt, schafft Transparenz und ermöglicht es, Wissen und Ideen aus der Bevölkerung in die Stadtplanung einfließen zu lassen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen formellen und informellen Beteiligungsprozessen, die unterschiedliche Ziele und Beteiligungsmöglichkeiten bieten.

Formelle Bürgerbeteiligung: Direktdemokratische Verfahren

Formelle Beteiligung umfasst gesetzlich vorgeschriebene Verfahren, bei denen Bürger:innen direkt über wichtige städtische Themen abstimmen können. Beispiele hierfür sind Bürgerentscheide und Bürgerbegehren sowie Beteiligungen bei großen Bauvorhaben oder Umweltplanungen. In Jena gibt es viele solcher Verfahren, die durch die Zentrale Koordinierungsstelle für Bürgerbeteiligung der Stadt organisiert werden und eine gesetzliche Mitbestimmung gewährleisten.

Informelle Bürgerbeteiligung: Aktive Mitgestaltung

Daneben gibt es die informelle Beteiligung, bei der Bürger:innen ohne gesetzliche Verpflichtung, aber durch den Wunsch nach Dialog in städtische Projekte einbezogen werden. Sie können ihre Ideen äußern und sich durch Formate wie Workshops, Diskussionsstände und die Online-Plattform mitmachen.jena.de aktiv an Planungen und Konzepten beteiligen. Seit 2021 ist die Plattform ein zentraler Bestandteil der Bürgerbeteiligung in Jena und bietet den Bürger:innen die Möglichkeit, Vorschläge zu machen und über Projekte abzustimmen.

Beteiligung im Smart City Projekt Jena

Ein besonderes Beispiel für informelle Bürgerbeteiligung in Jena ist das Smart City Projekt, das bereits in der Strategiephase im März 2022 mit einer umfassenden Bürgerbeteiligung begann. Ziel war es, direktes Feedback und Ideen von den Jenaer:innen zu sammeln. Denn in einer Smart City ist es besonders wichtig, technische Innovationen gemeinsam mit der Stadtgesellschaft zu entwickeln. Zwischen März und Juli 2022 fanden insgesamt elf Dialogformate statt, in denen Bürger:innen ihre Anregungen und Ideen zu verschiedenen Handlungsfeldern einbringen konnten. Diese Formate wurden sowohl online über die Plattform mitmachen.jena.de als auch in digitalen – via gather.town – und analogen Workshops durchgeführt.

Ergänzend fanden analoge Formate wie das Smart City Fest sowie lokale Informationsstände statt, die der breiten Öffentlichkeit zugänglich waren. Wichtige Impulse kamen zudem von zielgruppenspezifischen Veranstaltungen vor Ort, wie etwa ein Workshop mit Jugendlichen im Eastside oder der Bürgerdialog „Wohnen im Alter“ im Stadtteilzentrum LISA. Hier standen Themen wie Digitalkompetenz für Schüler:innen und Lehrkräfte sowie Telemedizin für ein selbstbestimmtes Leben im Alter im Mittelpunkt.

Vorschläge von Jenaer Bürger:innen, die umgesetzt wurden

Telemedizinraum (Maßnahme im Handlungsfeld 2)

Im Rahmen der Veranstaltung „Wohnen im Alter“ im Mai 2022 erhielten die Projektmitarbeitenden wertvolle Feedbacks von den Jenaer Bürger:innen, die ihre Wünsche und Bedenken zum geplanten Telemedizinraum einbrachten. Diese bezogen sich auf die Themen Datenschutz, Unterstützung und Beratung vor Ort, angemessene Ausstattung des Raums oder die einfache Bedienung der Geräte.

Seit Januar 2024 gibt es nun den Telemedizinraum im Smarten Quartier: ein moderner Raum, der mit entsprechender Medizin- und Kommunikationstechnik ausgestattet ist, um Telekonsultationen zu ermöglichen. Erste Anwendungen für Patient:innen mit Gesichtslähmung werden bereits in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Jena erprobt. Demnächst starten die ersten hausärztlichen Sprechstunden, gefolgt von dermatologischen und chirurgischen Facharztterminen im Frühjahr 2025.

Die Kommunikation zwischen Patient:innen und Ärzt:innen erfolgt über KBV-zertifizierte, datenschutzkonforme Software. Eine Nichtärztliche Praxisassistentin (NäPa) ist vor Ort, um Patient:innen bei der Bedienung der Geräte zu unterstützen. Dies gewährleistet, dass auch weniger technikaffine Personen den Telemedizinraum problemlos nutzen können. Zudem sorgt ein Community Manager vor Ort für die Organisation und den Zugang zum Raum. Der Telemedizinraum ist primär für die Bewohner:innen des Smarten Quartiers gedacht und kann bei Bedarf auf weitere Bereiche ausgeweitet werden.

Digitalagent für Schulen (Maßnahme im Handlungsfeld 3)

Im Juni 2022 wurde ein Workshop mit Jugendlichen im Eastside durchgeführt, um ihre Ideen und Wünsche zur Digitalisierung der Schulen zu sammeln. Dabei zeigte sich der Wunsch nach einer souveränen digitalen Interaktion zwischen Lehrkräften und Schüler:innen. Der Digitalagent soll als Vermittler zwischen beiden Seiten fungieren, den Einsatz digitaler Werkzeuge unterstützen und so eine effektive Kommunikation sowie Zusammenarbeit fördern.

Seit September 2024 begleitet Christoph Voigt, der Digitalagent, drei Modellschulen in Jena auf ihrem Weg zur „smarten Schule“ und unterstützt dabei, digitale Technologien nachhaltig in den Schulalltag zu integrieren. Seine Ziele sind vor allem, Teilhabe und Selbstbestimmung zu fördern, indem passgenaue Angebote entwickelt werden, die die digitalen Kompetenzen von Lehrkräften, Kindern und Eltern mithilfe eines gut strukturierten und durchdachten Ansatzes stärken. Darüber hinaus sollen maßgeschneiderte digitale Tools den Unterricht nicht nur interaktiver gestalten, sondern auch die verschiedenen Lernstile und -geschwindigkeiten der Schüler:innen berücksichtigen.

Aktuelle Entwicklungen im Smart City Projekt

Die Stadt Jena ganz allgemein – und das Smart City Projekt im Konkreten – zeigen eindrucksvoll, wie Bürgerbeteiligung in einer digitalen Stadt aktiv umgesetzt werden kann: durch Transparenz, Dialog und aktive Mitgestaltung. Auch künftig wird das Smart City Projekt weiterhin vor Ort präsent sein, um den Dialog mit den Bürger:innen aufrechtzuerhalten und regelmäßig über den Stand der Umsetzung zu berichten. So nimmt das Smart City Projekt auch dieses Jahr an „Dein Tag im Paradies“ im Mai teil und lädt mit spannenden Mitmach-Aktionen dazu ein, digitale Lösungen für Jena auszuprobieren, Ideen einzubringen und mehr über aktuelle Projekte zu erfahren.

Jena setzt auf eine aktive Bürgerbeteiligung und zeigt, wie durch innovative Formate eine zukunftsfähige und lebenswerte Stadt gestaltet werden kann.


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