Ziele Handlungsfeld 4 "Wirtschaft und Wissenschaft"

Im Folgenden werden die strategischen Ziele für Handlungsfeld 4 erläutert. Sie stellen eine Konkretisierung bzw. Untersetzung der formulierten Ziele der Gesamtstrategie speziell im Themenfeld "Wirtschaft und Wissenschaft" dar.

Den Innovations- und Digitalstandort Jena zukunftsfähig aufstellen

Im Dialog mit Wirtschaft, Wissenschaft und den wesentlichen Innovationsakteur:innen fördert die Stadt die Entwicklung digitaler Technologien und Innovationen in wichtigen städtischen Zukunftsfeldern und deren Verbreitung. Sie schafft hervorragende Rahmenbedingungen für die digitale Transformation der Jenaer Wirtschaft und Wissenschaft. Dazu unterstützen wir die Fachkräfteausbildung, -gewinnung & -sicherung. Der Wettbewerb um kluge Köpfe ist in einer zunehmend von Wissen geprägten Gesellschaft einer der wichtigsten Standortfaktoren für die Zukunftsfähigkeit einer Stadt. Der unter anderem durch den demographischen Wandel bedingte Fachkräftemangel in den MINT-Berufen, aber auch im Bereich der Pflege, im Handwerk oder im Dienstleistungsgewerbe, wird zunehmend zur Wachstumsbremse unserer Wirtschaft. Aufgabe muss es deshalb sein, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, wie diesem Fachkräftemangel nachhaltig zu begegnen ist.

Im globalen Wettbewerb um Studierende, Talente, Fachkräfte und Forschende ist es unerlässlich die überregionale Bekanntheit des Digital- und Innovationsstandortes zu steigern. Wir stärken Sichtbarkeit und Bekanntheit unserer Stadt, um die notwendige Anziehungskraft zu erzeugen, die es zur Verringerung der bestehenden Fachkräftelücke benötigt. Dabei ist jede und jeder Akteur:in, jedes Unternehmen und jede Institution selbst Botschafter:in unserer Stadt. Gemeinsame, konzentrierte Maßnahmen, Aktionen und Leuchtturmprojekte können diese Sichtbarkeit nachhaltig steigern.

Um die komplexen Herausforderungen unserer Stadt zu lösen, benötigt es eine stärkere branchen- und sektorenübergreifende Vernetzung von Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Stadtgesellschaft. Für die erfolgreiche Ausgestaltung dieser Vernetzung werden geeignete Arbeitsprozesse, Dialogstrukturen, und Netzwerke gefördert. Vorhandenes WISSEN zu agilen Innovationsmethoden aus der Digital- und Kreativwirtschaft muss dabei aufgegriffen, erprobt und weiterentwickelt werden, um den Wissenstransfer zu fördern und gemeinsam Lösungen für unsere Stadt zu entwickeln.

Innovations- und Experimentierräume laden die Menschen zum Ausprobieren neuer Ideen, Technologien und Arbeitsformen ein. Wir vernetzen Studierende, Gründer:innen, Expert:innen, Freiberufler, Mitarbeiter:innen von Unternehmen und Bürger:innen und schaffen so ein robustes Ökosystem für Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Zur Förderung dieser offenen Innovationskultur ist die Entwicklung einer gemeinsamen Innovations-, Kooperations- und Kommunikationsplattform notwendig.

Der gezielte Einsatz digitaler Technologien zur Steigerung der Attraktivität des Lebens-, Wohn- und Arbeitsstandortes wird zu einem ausschlaggebenden Faktor für die Zukunftsfähigkeit von Städten und Regionen und der Positionierung im nationalen und internationalen Standortwettbewerb. Der Aufbau einer smarten Region steigert die Lebensqualität für Bürger:innen bei minimalem Ressourceneinsatz mit Hilfe der intelligenten Vernetzung digitaler Technologien. Ziel unserer smarten Stadt ist es, erneuerbare Ressourcen nachhaltig zu nutzen, die Nutzung nicht-erneuerbarer Ressourcen zu minimieren, die regionale Kreislaufwirtschaft zu stärken und eine nachhaltige Wirtschaft zu fördern.

Sicherung bzw. Erhöhung der Wertschöpfung vor Ort

Die digitale Transformation hat weitreichende Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft: Etablierte Unternehmen, insbesondere der traditionelle Mittelstand, sehen sich mit immer neuen Wettbewerbern konfrontiert. Die großen Digitalkonzerne sind es, die das Digitalgeschäft bestimmen. Anstatt sich von ihnen verdrängen zu lassen, müssen Unternehmen die sich ergebenden Chancen nutzen und die Potentiale für Kooperationen, Synergien und neue Geschäftsmodelle nutzen.

Ob hardwareseitig in der Halbleitertechnologie oder softwaregestützt und prozessorientiert im Bereich Digitalwirtschaft – als Forschungs-, Wissenschafts- und Hochtechnologiestandort gestalten Unternehmen aus Jena diese digitale Transformation längst aktiv mit. Mit dem dritthöchsten Anteil an Hochqualifizierten an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und einem hohen Anteil an Forschungs- und Entwicklungsbeschäftigten (27,9 je 1.000 Beschäftigte, Rang 7 in Deutschland) besitzt Jena gute Voraussetzungen, um sich im globalen Wettbewerb als Technologiestandort mit internationaler Strahlkraft zu behaupten und diese Positionierung auszubauen (Wirtschaftswoche (2021): Städteranking 2021. Deutschlands neue Boom-Städte.). Da sich Innovationszyklen und die damit verbundenen Technologien rasant ändern, werden sich jedoch langfristig nur Firmen und Branchen behaupten können, die flexibel und agil auf diese permanenten Marktveränderungen reagieren. Damit dies gelingt, unterstützt die Stadt Wirtschaft und ermöglicht dabei, Kooperationen, Synergien und neue Geschäftspotenziale zu erschließen. Denn Vernetzung auf allen Strukturebenen wird ein zunehmender Erfolgsfaktor, um interdisziplinäre Lösungen und Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Die Jenaer Kompetenzfelder Optik/Photonik, Lebenswissenschaften und Digitalwirtschaft als wichtige Impulsgeber:innen bieten bereits heute das notwendige Werkzeug, um die digitalen Herausforderungen unserer Stadt zu lösen. Über das Modellprojekt Smart City versuchen wir gemeinsam mit der lokalen Wirtschaft Lösungen zu erarbeiten, die nicht nur für unsere Stadt Gültigkeit besitzen, sondern auch in andere Städte und Regionen übertragbar sind. Die dabei entstehenden Geschäftsmodelle sollen die Wertschöpfung vor Ort nachhaltig erhöhen. Wir unterstützen die Start-up-Kultur und den Innovationsgeist in unserer Stadt. Dadurch werden zukunftsfähige Arbeitsplätze geschaffen, die insgesamt zur Steigerung der Resilienz des Wirtschaftsstandortes beitragen. Gerade an der Schnittstelle von Digitalisierung und Nachhaltigkeit ergeben sich hier für Start-ups große Chancen, die es zu fördern gilt. Hierfür sollen Räume, Formate und Vernetzungsmöglichkeiten geschaffen werden.

Wir setzen uns dafür ein, digitales Know-how zur Erhöhung von Nachhaltigkeit unserer Stadtgesellschaft zu nutzen. Digitale Lösungen und das aus den erfassten Daten einer smarten Stadt generierte WISSEN können einen wesentlichen Beitrag für städtische Nachhaltigkeit und Klimaschutz leisten, wenn diese intelligent eingesetzt werden. Wir wollen gemeinsam mit Wirtschaft und Wissenschaft einen experimentellen Rahmen schaffen, in dem wir kreative Ideen und Lösungen entwickeln, wie digitales Know-how zur Erhöhung der Nachhaltigkeit unserer Stadtgesellschaft beitragen kann. Ziel ist es, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und (Aus-)Gründungen an der Schnittstelle von Digitalwirtschaft und Green Tech zu fördern, um die Wertschöpfung vor Ort und die Wettbewerbsfähigkeit durch Diversifikation des Branchenmixes zu erhöhen.

Digitale Fachkompetenzen fördern

Die digitale Transformation und die mit ihr einhergehende Veränderung der Arbeits- und Lebenswelt bringen einen grundlegenden Wandel bei Fachwissen und Schlüsselqualifikation für Fachkräfte mit sich. Arbeitnehmer:innen benötigen digitale Kompetenzen, um die fortschreitende Digitalisierung zu erkennen und erfolgreich mitzugestalten. Um mit dem dynamischen Wandel der Arbeit schrittzuhalten, ist lebenslanges Lernen – also eine kontinuierliche Weiterentwicklung der digitalen Qualifikation vom Heranwachsenden bis zum Renteneintrittsalter- notwendig.

Dabei betrachten wir die Vermittlung von digitalen Kompetenzen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, welche nicht alleine durch die klassischen Bildungsträger geleistet werden kann. Mehr denn je braucht es dazu auch die Zivilgesellschaft und eine engagierte Wirtschaft:

Dazu unterstützen wir den Ausbau der Aktivitäten zur Förderung von digitalem Know-how bei Kindern und Jugendlichen, Praxistransferprojekte für Studierende beider Jenaer Hochschulen mit der Wirtschaft, um digitale Kompetenzen zu fördern und lebensbegleitende Angebote zum Erwerb digitaler Kompetenzen für Beruf und Arbeit.

Digitale Innovationen ermöglichen

Mit Hilfe der Digitalisierung soll langfristig die Innovations- und Zukunftsfähigkeit unserer Stadt, insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der angestrebten Klimaneutralität bis 2035, gestärkt werden. Um innovative Technologien, Produkte, Dienstleistungen und Prozesse zu erproben, arbeiten Akteur:innen aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik unter wissenschaftlicher Begleitung an zukunftsfähigen und nachhaltigen Lösungen unter Realbedingungen. Auf diese Weise sollen gemeinsam praktikable Lösungen für das Zusammenleben in der Stadt der Zukunft erarbeitet werden.

Dazu unterstützen wir die Entwicklung von Reallaboren für digitale Innovations- und Leuchtturmprojekte. Das Smarte Quartier Jena-Lobeda oder JenErgieReal zeigen exemplarisch, wie digitale Technologien genutzt werden können, um neue Formen des Zusammenlebens bzw. energieoptimierte Quartiere unter realen Bedingungen zu erproben. Unter Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen sollen die Akteur:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft dazu ermutigt werden, das städtische Umfeld in Abstimmung mit der Verwaltung als Reallabor zu nutzen, um weitere Innovations- und Leuchtturmprojekte zu entwickeln. Damit schaffen wir nicht nur eine lebenswertere und zukunftsfähige Stadt, sondern stärken auch die Rolle unserer Stadt als Innovations- und Technologiestandort.

Wir fördern die Mitgestaltung digitaler Innovationsprojekte durch die Stadtgesellschaft. Unternehmen der Digitalwirtschaft stellen bei Produktentwicklungen stets den Kunden in den Mittelpunkt der Lösungsfindung. Über Design Thinking- und Open Innovation-Ansätze werden die Kund:innen in einem iterativen Prozess in die Lösungsfindung eingebunden. Ein Ansatz, den wir auf die Entwicklung von Innovationsprojekten übertragen wollen. Hierfür wollen wir die notwendigen Räume bieten und mit Hilfe digitaler Technologien neue Formen der Bürger:innenbeteiligung erproben.