Von der Schafweide zur digitalen Plattform
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
unsere heutige DigiDo-Ausgabe befasst sich mit der WISSENsAllmende Jena. Vielleicht haben Sie schon davon gehört oder darüber gelesen? Den meisten Bürger:innen ist der Begriff allerdings fremd. Noch. Das wollen wir gerne ändern.
Etymologisch – also sprachwissenschaftlich – betrachtet stammt der Begriff Allmende aus dem Hochmittelalter und bezeichnete ein Grundeigentum, das sich im Besitz einer Dorfgemeinschaft befand. Alle Gemeindemitglieder hatten das Recht an deren Nutzung und zugleich die Verantwortung für deren Pflege. Ursprünglich bestand sie aus unbeweglichem Gut wie Wegen, Wald, Gewässern oder Weideland – jeder Berechtigte durfte dieses Gebiet für eine zuvor festgelegte Anzahl von Nutztieren verwenden.
Für alle: Digitale Plattform mit Daten aus der Stadt Jena
Auch wenn es kaum noch Gemeindewiesen in Allgemeinbesitz gibt, passt die Idee der Allmende sehr gut ins digitale Zeitalter. Open Source Software kann von allen genutzt und weiterentwickelt werden. Das gilt beispielsweise auch für die Wikipedia, die wohl wichtigste Wissenssammlung der Welt.
Auch kommunale Daten können einen enormen Wert – also einen Nutzen für die Stadt und ihre Menschen – haben. Und sie sind das perfekte Gemeingut: Denn Daten sind eine unendliche Ressource! Sie werden ständig generiert und können mehrmals und gleichzeitig genutzt werden. Deswegen besteht auch kein Anlass, sie wie ein privates Eigentum zu behandeln.
Nutzung braucht Regeln
Nichtsdestotrotz braucht es Regeln für ihre Nutzung: z.B. Einschränkungen durch Datenschutz oder Sicherheitsbelange sowie gegebenenfalls eine Entgeltpflicht bei privatwirtschaftlicher Verwertung. Wer sich an diese Regeln hält, hat ein Recht auf Zugang und Nutzung von kommunalen (urbanen) Daten.
Diese Grundideen bewegen das Team vom Smart City Projekt Jena, das die Urban Data Plattform „WISSENsAllmende Jena“ aufbaut. Mit ihrer Hilfe sollen alle Daten der Stadt Jena und ihrer städtischen Unternehmen, deren Veröffentlichung nichts entgegensteht, zugänglich gemacht werden.
Das können Daten des städtischen Haushalts, aus Controlling und Statistik ebenso sein wie Verkehrsdaten, Messwerte von Umweltsensoren, Kartendaten aus dem Geographischen Informationssystem GIS oder Dokumente des Stadtrates und der Verwaltung. All dies muss zentral und standardisiert zu finden sein und abgerufen werden können – von Menschen, aber auch von Maschinen über geeignete Schnittstellen.
Datenschutz und Datensicherheit haben Priorität
Dabei geht es um einen ganzheitlichen Ansatz, der weit mehr umfasst als Technik. Wertvolle Daten sind in allen kommunalen Bereichen vorhanden, aber ihre Form, Qualität und der rechtliche Status sind sehr unterschiedlich. Sie müssen nach einheitlichen Regeln erschlossen und zugänglich gemacht werden, um Mehrwert im Sinne des Gemeinwohls zu erzeugen. Dabei müssen Datenschutz und Datensicherheit gewährleistet sein, und es gilt die digitale Souveränität unserer Stadt zu wahren.
Das bedeutet, dass die mit öffentlichen Mitteln geschaffenen Daten in der kommunalen Verfügungsgewalt bleiben und nicht von Unternehmen zu privatem Eigentum gemacht werden. Stattdessen sollen die Stadtgesellschaft und all ihre Akteure die Möglichkeit zur Nutzung und Mitgestaltung bekommen.
Bezug zum Smart City Projekt Jena
Als eines von fünf Teilprojekten im Smart City Projekt Jena bekommt die Umsetzung der WISSENsAllmende mit einer neunzigprozentigen Förderung im Rahmen des Smart City-Modellprojekts eine finanzielle Basis.
Insbesondere Volker Holzendorf, Stefan Bischof und Martin Berger aus dem Fachdienst Finanzen widmen sich der Konzeption und dem Aufbau der Plattform. Unterstützt werden sie vom Institut Fraunhofer FOKUS.
Aktueller Stand und Ziel
Aktuell befindet sich das gesamte Smart City Projekt noch in der Strategie- und Planungsphase, die bis März 2023 festgelegt wurde. Danach beginnt die Umsetzungsphase; hier sollen bis 2027 Mittel von etwa 5 Millionen Euro in die WISSENsAllmende fließen.
Aber auch jetzt darf das Team neben Personal- und Planungskosten bereits erste Softwarekomponenten beschaffen. Ziel ist es, bis Anfang 2023 eine erste Version der WISSENsAllmende – mit Daten zu Haushalt, Umweltsensoren und Dokumente – aufzubauen und öffentlich verfügbar zu machen.
Wenn Sie Fragen zur WISSENsAllmende Jena oder anderen DigiDo-Beiträgen haben, nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf. Wir freuen uns auf Ihr Feedback.
- E-Mail: smartcity@jena.de
- Telefon: 03641 49-2019
- oder auch via Facebook auf dem Jena Lichtstadt-Kanal unter dem aktuellen #DigiDo-Beitrag