Wenn digitale Technik Stress auslöst

Liebe Leserinnen und Leser,

moderne Technologien prägen unseren Lebens- und Berufsalltag. Doch jeder Fortschritt hat auch seine Schattenseite – auch der digitale.

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So führt die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechniken (IKT), die unseren Alltag bestimmen, nicht nur zu vielfältigen Möglichkeiten, Produktivität und Flexibilität, sondern auch zu einer neuen Form von psychischem Stress – dem sogenannten Technostress. Der Begriff geht zurück auf den Psychologen Craig Brod, der ihn erstmals 1984 eingeführt hat. Damit definiert er eine neuartige Krankheit, verursacht durch den gesundheitsschädigenden Umgang mit IKT.

Nur mal eben von zu Hause eine E-Mail checken, Daten im Internet suchen, auch abends noch mit Kollegen kommunizieren und Absprachen treffen: Das ständige Online-Sein, die Rund-um-die-Uhr-Kommunikation und Erreichbarkeit erhöhen die Gefahr, die eigenen körperlichen und mentalen Grenzen zu überschreiten und ernsthaft krank zu werden.

Digitalisierung am Arbeitsplatz

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Frau mit Kopfhörern sitzt vor einem Monitor und hat müde den Kopf in die Hände gestützt.
Stress durch Digitalisierung am Arbeitsplatz
Freepik

Die Corona-Pandemie hat neben dem – folgenreichen – grenzenlosen Online-Sein ein weiteres Phänomen von Technostress gezeigt; ein Team um Prof. Dr. Sabine Einwiller von der Universität Wien hat dazu geforscht. So haben viele Unternehmen auf die veränderten Arbeitsumstände reagiert und in digitale Lösungen investiert, neue Software eingeführt und persönliche Besprechungen durch Online-Meetings ersetzt. Und plötzlich erfordert der Umgang mit digitalen Tools beinahe mehr oder genauso viel Aufmerksamkeit wie die täglichen Aufgaben selbst. Was den einen Mitarbeitenden erfreut, kann bei dem anderen allerdings Druck und Stress auslösen. Dies kann zu Konzentrationsschwäche, Ablehnung und Schlafmangel führen, was weitere gesundheitliche Probleme nach sich ziehen kann. Die Wahrnehmung und das Erleben von digitalem Stress hängen von unterschiedlichen Faktoren ab: z.B. von der individuellen Digitalkompetenz und der technischen Ausstattung in der eigenen Wohnung. So zeigen sich Digital Natives durch die Einführung neuer Technologien weniger überfordert als diejenigen, die nicht täglich damit zu tun haben.

Und: Was im privaten Umfeld gilt, scheint für den Arbeitsalltag nicht immer möglich: Die Entscheidung, selbst zu bestimmen, wie hoch der Digitalkonsum ist.

Was hilft gegen die Techno-Invasion am Arbeitsplatz?

Eine wesentliche Rolle spielt das gesamte Unternehmen, das mit verschiedenen Maßnahmen dazu beitragen kann, bei der arbeitsrelevanten Nutzung von IKT zu „entstressen“. Dazu gehören z.B.

  • Gezielte Fortbildungen und interne Weiterbildungsmöglichkeiten
  • Umfassende technische Unterstützung (z.B. beim Einrichten des Homeoffice-Platzes, ein Help Desk, FAQ oder Tutorials)
  • Strategische interne Kommunikation, die Mitarbeitende mitnimmt: Warum werden neue Anwendungen eingeführt? Mitentscheiden lassen: Welches Tool halten Sie für passender?
  • Offenes, tolerantes und geduldiges Betriebsklima, das Fehler und Unsicherheit zugesteht

Wesentlich zum Erfolg dieser Maßnahmen – und damit zur Reduzierung von Technostress – trägt auch die Führungskraft bei. Ein vertrauensvolles Verhältnis, das Respektieren von Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben und das Verständnis für unterschiedliche Digitalkompetenz sind wesentliche Schlüsselfaktoren für gesunde, leistungsstarke und engagierte Mitarbeitende. Dazu gehört auch:

  • Keine E-Mail-(Weiterleitungen) nach Feierabend oder während des Urlaubs
  • keine Verfügbarkeit außerhalb der Arbeitszeiten
  • Flexible Raumgestaltung für den Arbeitsplatz: Homeoffice ja oder nein?
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Viele Hände halten Smartphones in der Hand mit verschiedenen Apps.
Nutzung von Apps
Freepik/pch.vector

Wer seinen Digitalkonsum außerhalb des Büros kontrollieren möchte, kann sich an diese Schritte halten:

  1. Nutzungszeiten von Apps effektiv messen: Die Erkenntnis über das eigene Nutzungsverhalten ist der erste Schritt zur Veränderung.
  2. Wer nicht anders kann: Sich selbst beschränken, eigene Tageslimits setzen, Langeweile zulassen, das eigene Verhalten in einem solchen Moment beobachten.
  3. Benachrichtigungen und Apps löschen: Welche App brauche ich tatsächlich im Alltag? Welche ist nur netter Zeitvertreib?
  4. Digitale Bestellungen verzögern: Vor dem nächsten digitalen Kauf einige Tage innehalten und sich selbst fragen: Brauche ich das Produkt auch jetzt noch?
  5. Bewusste Pausen einplanen: Handy weglegen, Laptop freie Tage einplanen, einen Moment auch ohne Fotoaufnahme für sich selbst genießen.

Sie haben Fragen zu dem Beitrag? Gesundheitsmanagerin Nina Ballenberger ist Ansprechpartnerin für das städtische BGM (Betriebliches Gesundheitsmanagement). Sie erreichen sie unter:

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