DigitalPakt Schule: Kinder digital fit machen

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Lehrerin erklärt Kindern auf einem Tablet neue Dinge.
Digitaler Unterricht
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in der kürzlich von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) veröffentlichten Vergleichsstudie – dem sogenannten Bildungsmonitor – konnte sich Thüringen verbessern und gehört erneut zu den Top Drei unter den Bundesländern. In der neuen Kategorie Digitalisierung erreicht es allerdings nur Platz 13 von 16 – und reiht sich damit zu den anderen mitteldeutschen Ländern ein, die hier deutliche Mängel aufweisen.

Am 29. August war in Thüringen Schulstart, für uns eine passende Gelegenheit zu fragen: Wie steht es denn eigentlich um die Digitalisierung der Schulen in Jena und was steckt hinter dem DigitalPakt Schule? Darüber haben wir mit Peter Jerie, dem Leiter des Medienzentrums der Stadt Jena, gesprochen.

Digitalisierung ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken – das gilt für den privaten, beruflichen und auch schulischen Kontext. Die nötigen Kompetenzen sollen Kinder in der Schule erlernen – eine Mammutaufgabe für viele Schulen.

„Mit dem DigitalPakt Schule – einen Zeitraum von fünf Jahren umfassend von 2021 bis 2024 – haben sich der Bund und die Länder verpflichtet, Schulen so auszustatten, dass die Nutzung digitaler Angebote in jeder Lernsituation gewährleistet ist. Das bedeutet eine leistungsfähige Anbindung der Schulstandorte an das Internet, eine Ertüchtigung der schulischen Infrastruktur mit WLAN und Netzwerkzugängen und die Bereitstellung von benötigten Diensten“, erklärt Peter Jerie.

Enge Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern

Die Länder haben vom Bund dafür 5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt bekommen: gemäß dem Königsteiner Schlüssel und einem Eigenanteil von 10 Prozent entfallen auf Thüringens Schulen insgesamt 147 Millionen Euro.

Auch die Förderung für die Stadt Jena kann sich sehen lassen: Insgesamt erhält sie 8,5 Millionen Euro, dazu gehören neben der tatsächlichen Förderung u.a. zwischenzeitliche Erhöhungen für die Ausstattung mit Endgeräten und die daraus resultierenden höheren Supportaufwendungen.

Digitale Ausstattung an Jenas Schulen

Als einzige Stadt Thüringens hat Jena alle zur Verfügung stehenden Mittel abgerufen – der Weg zur Digitalisierung scheint greifbar. Für Peter Jerie ist das allerdings kein belastbares Indiz allein, denn in Jena gibt es seit Jahren mit dem Medienzentrum und mit KIJ städtische Einrichtungen, die für die Umsetzung des Digitalpaktes geeignet sind.

„Unsere Schulen sind grundsätzlich saniert und benötigen bloß eine Fortschreibung, um die Anforderungen an den Infrastrukturausbau zu gewährleisten. Durch das Medienzentrum sind die Schulen einheitlich supportet und haben einen zentralen Ansprechpartner. Im Gegensatz dazu benötigen viele Schulträger die gesamte Finanzierung, um erst einmal ihre Schulen verkabeln zu können.“

Im bundesweiten Vergleich weist Thüringen Mängel auf

Dennoch – im Gesamtvergleich sieht Thüringen sprichwörtlich alt aus, was die digitale Ausstattung an Schulen angeht. Für Peter Jerie gibt es dafür mehrere Gründe. Statistisch weisen die Thüringer Lehrer:innen deutschlandweit den höchsten Altersdurchschnitt aus; was nicht heißen soll, dass sich Ältere weniger für Technik interessieren. Aber auch hier hilft ein Blick auf die Statistik, die eine höhere Bereitschaft zum Einsatz von digitalen Medien bei jüngeren Lehrern sieht.

„In den letzten Jahren wurden in Thüringen Neuanstellungen vermieden. Auch die Schulträger haben es versäumt, den IT-Support von Schulen umfänglich und professionell abzusichern. Grund für beides sind Prioritäten bei der Finanzierung. Support und Unterhalt der Schulen liegt immer in der Hand der Schulträger und damit der Gemeinden. Im Land Thüringen gibt es zu wenig Industrie, die durch ihre Gewerbesteuern die Gemeinden mit hohen Einnahmen unterstützen könnten. Dadurch sind die Schulträger auf die Zuweisungen des Landes angewiesen und diese reichen kaum, um Zukunftsstrategien entwickeln und untersetzen zu können“, resultiert der Leiter des Medienzentrums.

Corona-Pandemie als Treiber der Digitalisierung

Unverhofft kommt oft – und so hat die Corona-Pandemie unvorhergesehen die digitale Entwicklung beschleunigt und dazu geführt, dass sich auch Schulen mit digitalen Angeboten auseinandersetzen mussten. Der Bedarf an Lernplattformen, elektronischer Kommunikation und Cloudsystemen ist schlagartig entstanden.

Hier hatte Jena durch die eigene Plattform Moodle und bestehenden Groupwarefunktionen (E-Mail-, Kalender- und Aufgabenverwaltung) für Lehrer:innen und Schüler:innen einen Vorteil, der dann auch von den Lehrer:innen angenommen wurde, die der Technik zuvor eher skeptisch begegneten. Das Thema hat auch bei Eltern eine Priorisierung erfahren, wodurch Endgeräte, die von Eltern bezahlt werden, in größerem Umfang in der schulischen Infrastruktur genutzt werden.

Des Weiteren spielt das Thema auch im Smart City Projekt Jena eine große Rolle. Es ist angedacht, zusätzliches Personal für die Entwicklung digitaler Angebote durch Schulen zu finanzieren. Auch für Weiterbildung, Evaluation und als Ansprechperson für Projekte stehen diese Kräfte dann zur Verfügung. Damit soll ein erheblicher Bedarf abgesichert werden.

Schule der Zukunft

Abgesehen vom technischen Standpunkt, ist für Peter Jerie Schule der Platz, an dem Kinder den Großteil des Tages verbringen. „Deshalb muss Schule wie eine gute Familie funktionieren, individuelle Angebote machen und motivieren, soziale Kompetenzen vermitteln und dem Kind Strategien vermitteln, um zu wissen, wie man Benötigtes lernt und dies dann anwendet. Zusätzlich soll Schule das Kind auf das Leben vorbereiten, damit es selbstständig, verantwortlich und selbstbewusst den späteren Anforderungen begegnen kann.“

Dafür gibt es viele Wege. Digitalisierung und Mediennutzung sind da gewiss hilfreiche Aspekte.