Digitalisierung muss sichtbar, erlebbar und alltagstauglich sein

Von der Strategie zur Umsetzung: Wie Jena die Smart City Wirklichkeit werden lässt

Interview mit Dorothea Prell, Smart City Beauftragte der Stadt Jena

Frage: Liebe Dorothea, du bist seit mehr als zwei Jahren Gesamtprojektleiterin, das Projekt läuft bis Ende 2027. Zeit für eine Zwischenbilanz: Wie steht es um das Smart City Projekt Jena?

Bild
Eine Frau steht lächelnd vor einer orangenen Hauswand

Dorothea Prell, Smart City Beauftragte und Gesamtprojektleiterin


Stadt Jena

Dorothea Prell: Sehr gut! Um das genauer zu erklären: Ein zentraler Baustein des Projekts ist die Förderung digitaler Kompetenzen für Bürgerinnen und Bürger sowie Fachkräfte. Gleichzeitig legen wir großen Wert auf digitale Teilhabe und Bürgerbeteiligung. Mit dieser Zielsetzung startete im September 2020 eine intensive 2,5-jährige Strategiephase. Während dieser Zeit haben wir zentrale Themenfelder definiert: Bildung, Stadtentwicklung, Mobilität, Umwelt, Nachhaltigkeit und digitale Infrastruktur. Unser Anspruch war und ist, dass niemand ausgeschlossen wird und alle von den Chancen der Digitalisierung profitieren können. Digitalisierung darf kein abstraktes Konzept bleiben – sie muss sichtbar, erlebbar und alltagstauglich sein. Darum war die aktive Einbindung der Stadtgesellschaft, des Stadtverbunds und externer Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung in dieser Phase so wichtig. 

Heute, mehr als zwei Jahre später, können wir sagen: 2024 sind alle geplanten Maßnahmen in die Umsetzung gegangen, und viele Projekte zeigen bereits Wirkung. Die aus den vielen verschiedenen Beteiligungsformaten entstandenen Ideen und Anregungen konnten Großteils umgesetzt werden. Und das ist wirklich großartig! 

Frage: Kannst du konkrete Beispiele nennen? 

Dorothea Prell: Es gibt z.B. verschiedene Anknüpfungspunkte in Jena: Einerseits haben wir physische Orte geschaffen, an denen Digitalisierung greifbar wird – wie den ProbierLaden, der vor allem für diejenigen gedacht ist, die noch wenig Berührung mit digitaler Technik hatten. Oder den JEDI, den Jena Digital Innovation Hub, der sich an das Fachpublikum und Expertinnen und Experten im digitalen Bereich richtet. Mit dem ProbierMobil bringen wir digitale Bildung zudem direkt an die Orte, wo sie gebraucht wird.

Andererseits arbeiten wir an digitalen Infrastrukturprojekten wie der urbanen Datenplattform. Sie hilft uns, städtische Entscheidungsprozesse transparenter zu machen und datenbasierte Entscheidungen zu fördern. Digitalisierung ist in Jena also sowohl sichtbar als auch weniger sichtbar – sie wirkt oft im Hintergrund, als technische Basis mit dem Ziel, das Leben spürbar einfacher zu machen.

Frage: Welche Erfolge konntet ihr mit Smart City Jena bereits erzielen? Und welche neuen Projekte sind aktuell in der Umsetzung?

Dorothea Prell: Digitalisierung soll alle ansprechen – genau das zeigen unsere Projekte. Sie reichen von digitalen Gesundheitsangeboten über innovative Bildungsinitiativen bis hin zu Formaten für Digitalprofis.

So bieten die barrierearmen Gesundheitsapartments im Smarten Quartier Jena-Lobeda neue Unterbringungsmöglichkeiten für ambulante und teilstationäre Patientinnen und Patienten. Der Telemedizinraum bietet bereits jetzt Fernbehandlungen an, die künftig um Facharztsprechstunden erweitert werden.

Auch der Austausch mit anderen Städten, der Wissenschaft und der Wirtschaft spielt eine große Rolle. Hackathons und Innovationsworkshops fördern den Wissenstransfer und treiben neue digitale Lösungen voran. Ein Beispiel ist der Hackathon „Hack the Paradise“, der 2023 erfolgreich stattfand und im Juni 2025 in die nächste Runde geht.

Ein weiteres spannendes Projekt ist der Einsatz unseres Digitalagenten Christoph Voigt. Seit Oktober 2024 unterstützt er drei Modellschulen dabei, digitale Werkzeuge sinnvoll in den Unterricht zu integrieren und Lehrkräfte in digitalen Kompetenzen weiterzubilden.

Darüber hinaus wurden neue Projekte gestartet, darunter ein städtisches Chatsystem zur besseren Kommunikation zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Verwaltung sowie eine Passantenfrequenzmessung, die hilft, Besucherströme besser zu verstehen, zu analysieren und öffentliche Räume bedarfsgerecht zu gestalten.

Frage: Du hast vorhin die aktive Mitgestaltung durch die Bürgerinnen und Bürgern während der Strategiephase angesprochen. Wie können sich Interessierte heute, in der Umsetzungsphase, noch einbringen?

Dorothea Prell: Das stimmt, während der Strategiephase stand die Bürgerbeteiligung im Mittelpunkt, da es darum ging, weitere Anregungen zu sammeln und Maßnahmen zu definieren. Jetzt konzentrieren wir uns auf die konkrete Umsetzung. Dennoch gibt es weiterhin viele Möglichkeiten, mit uns in Kontakt zu treten und Anregungen einzubringen.

Eine gute Möglichkeit, uns persönlich anzutreffen, bieten natürlich unsere analogen Smart-City-Standorte wie der ProbierLaden oder der JEDI, in dem ein Teil unseres Teams vor Ort und jederzeit ansprechbar ist – falls nicht gerade ein Seminar oder ein Netzwerktreffen stattfindet. 


Sie haben Fragen zu diesem oder einem anderen DigiDo-Beitrag? Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf, wir freuen uns auf Ihr Feedback.