Wie digitale Fahrassistenzsysteme für Sicherheit sorgen und wo sie ein Risiko bergen

In vielen Bereichen sorgt die Digitalisierung dafür, dass wir sicherer oder komfortabler leben. Dies gilt insbesondere bei einem Objekt, das viele Menschen täglich, andere hin und wieder und manche nie benutzen. Doch unabhängig davon, wie oft man es tatsächlich selbst verwendet, kommt jeder Mensch regelmäßig in seinem Alltag damit in Kontakt.

Die Rede ist vom Auto: Ob als Autobesitzer:in, Fußgänger:in oder Fahrradfahrer:in – wer sich außerhalb seiner Wohnung bewegt, trifft auf die motorisierten Fahrzeuge. Damit dies für alle Beteiligten möglichst sicher passiert, wurden viele verschiedene Assistenzsysteme entwickelt. Wie diese uns wirkungsvoll unterstützen und an welchen Stellen sie sogar gefährlich sein können, erläutert dieser Digitale Donnerstag.

Manche Systeme gibt es seit Jahrzehnten

Digitale Fahrassistenzsysteme nehmen in modernen Autos zahlreiche Aufgaben war und unterstützen die Fahrenden in den verschiedensten Bereichen. Wer in letzter Zeit mal ein neueres Fahrzeug gesteuert hat, wird sicherlich die vielen neuen Funktionen bemerkt haben: Sie helfen bei der Einhaltung der Geschwindigkeit, zeigen den Reifendruck an oder unterstützen beim Einparken.

Einer der bekanntesten digitalen Helfer gehört dabei schon so zum Standard, dass er uns heute wahrscheinlich oft gar nicht mehr richtig auffällt. Die Rede ist vom Antiblockiersystem (ABS). Dies verhindert, dass vor allem bei starken Bremsmanövern, etwa bei Notfällen, die Räder blockieren. Auf diese Weise ermöglicht das ABS, dass das Auto weiterhin gesteuert werden kann und trägt so zu einem sichereren Straßenverkehr bei. Diese Form der Unterstützung gibt es übrigens schon ziemlich lange. Seit über 50 Jahren wird sie in Autos verbaut. Bereits 1966 erschien der erste PKW, der ABS an Bord hatte. In den nächsten Jahrzehnten wurde das System immer weiterentwickelt und immer sicherer. Zur permanenten Standardausstattung im Auto gehört es jedoch erst seit 2004.

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Auto auf der Mittelspur erkennt die Autos um sich herum
Abstands- und Spurhalteassistenz
freepik/jemastock

Neben dem ABS gibt es mehrere weitere Systeme, die bereits seit längerer Zeit standardmäßig in PKWs verbaut werden. Dazu gehören etwa

  • der Bremsassistent: Verstärkt das Bremsen und bringt das Auto schneller zum Stehen

  • der Spurhalteassistent: Erkennt die Fahrbahnmarkierungen und unterstützt dabei, in der Fahrspur zu bleiben

  • Automatisches Notbremssystem: Misst Abstand und Geschwindigkeit und bremst selbständig, falls ein Auffahrunfall passieren könnte

  • Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP): Bremst gezielt einzelne Räder ab und verhindert so, dass der Wagen ins Schlingern kommt

Neue spannende Möglichkeiten

In den letzten Jahren haben sich digitale Fahrassistenzsysteme noch deutlich weiterentwickelt. Mittlerweile gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie uns die digitalen Helfer unterstützen können. So bremsen etwa Abstandsassistenten das Auto nicht erst ab, wenn ein Auffahrunfall droht, sondern sorgen bereits vorher für einen sicheren Abstand zum vorderen Fahrzeug. Der Bergan- oder Abfahrtassistent erleichtert an steilen Stellen das Anfahren, indem er automatisch die Handbremse steuert. Geht es hingegen bergab, drosselt er die Geschwindigkeit.

Bei batterieelektrischen Fahrzeugen kommt eine weitere äußerst sinnvolle Funktion hinzu. Das Abbremsen, beispielsweise auf Gefällestrecken, erfolgt dabei nicht durch die mechanischen Bremsen, sondern durch die sogenannten Rekuperation, ein Begriff der für Rückgewinnung steht. Dabei wird Energie zurückgewonnen und in die Fahrzeugbatterie zurück gespeist. Auf diese Weise erzielt man eine höhere Energieeffizienz, erhöht die Reichweite und schont die mechanischen Bremsen. Und der Fernlicht-Assistent schaltet von allein das Fernlicht ein beziehungsweise aus.

Alle vorhandenen digitalen Systeme zu erläutern, würde den Umfang dieses Digitalen Donnerstags übersteigen. Doch folgende Assistenzprogramme bieten so faszinierende Funktionen, dass sie wenigstens kurz erwähnt werden sollen:

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Auto mit Symbolen für bspw. Standort und Geschwindigkeit, die ein Fahrassistenzsystem darstellen
Fahrassistenzsystem
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  • Unfallerkennung: Dieses System reagiert automatisch bei einem Unfall und bremst, zieht die Gurte an und stellt die Lehnen aufrecht

  • Verkehrszeichenerkennung: Nimmt Verkehrszeichen aus größerer Entfernung war und kündigt sie bereits der fahrenden Person an

  • C2X-Kommunikation: Kommuniziert sowohl zwischen Verkehrsteilnehmenden als auch der Infrastruktur

  • Fading-Kompensation: Lässt die Leistung der Bremsen aufgrund von Hitze nach, unterstützt dieses System

  • Müdigkeits- und Ablenkungswarner: Dieses wichtige System erkennt, wenn die fahrende Person nicht mehr konzentriert fahren kann und gibt ein Warnsignal ab

  • Nachtsichtsystem: Erkennt andere Verkehrsteilnehmende und zeigt beispielsweise Fußgänger:innen auf einem Display an

Nachteile und Risiken

Die digitalen Fahrassistenzsysteme können uns also auf vielfältige faszinierende Weise unterstützen und die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen. Doch trotz aller Euphorie kommen mit der neuen Technik auch neue Probleme. So steigt mit der teils komplexen Elektronik die Fehleranfälligkeit. Sensoren, Kameras, Ultraschall- oder Radarsysteme können Defekte haben und ausfallen. Reparaturen von modernen Autos werden dadurch teurer und können kaum noch von Laien, sondern nur noch in Werkstätten durchgeführt werden.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist der Faktor Mensch, der ein Risiko darstellt: Die digitalen Unterstützer sollen eigentlich dafür sorgen, dass wir sicherer unterwegs sind. Doch die Psychologie hat nachgewiesen, dass Fahrassistenzsysteme das Gegenteil bewirken können. Da wir uns durch deren Unterstützung sicherer fühlen, fahren wir oft unkonzentrierter oder sogar riskanter, da wir glauben, dass uns ja die Systeme schützen. Deshalb müssen die Systeme so gestaltet werden, dass ein vermeintliches Sicherheitsgefühl die Fahrenden nicht dazu verleitet, am Ende sogar mehr Unfälle zu bauen.

Insgesamt bieten Fahrassistenzsysteme also vielfältige faszinierende Möglichkeiten. Doch wie so oft gilt auch hier, dass wir als Menschen verantwortungsvoll damit umgehen müssen. Ist dies der Fall, sorgt die Digitalisierung im Verkehr definitiv für mehr Sicherheit und Komfort.

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