Tausende Bäume und 42 Fahrradständer: Was die WISSENsAllmende über Jena verrät

Wer aufmerksam durch die Straßen Jenas läuft, wird feststellen, dass sie von zahlreichen Bäumen gesäumt sind. Manche von ihnen haben im Frühjahr geblüht, andere begeistern im Sommer durch ihr schattenspendendes Blätterdach, einige werden im Herbst Früchte tragen. Doch wie viele Bäume sind das eigentlich genau? Dies verrät ein Blick in die WISSENsAllmende Jena. Was das ist und wie jede:r sie nutzen kann, zeigt dieser Beitrag im Rahmen des Digitalen Donnerstags.

Was bedeutet eigentlich „Allmende“?

Viele Digitalisierungsprojekte der Stadt Jena haben selbsterklärende Bezeichnungen, etwa das ProjektUmweltorientiertes Verkehrsmanagement Jena“ oder das 5G – Verkehrsvernetzungsprojekt, das Handlungsfeld „Digitale Verwaltung“ oder die konkreten Maßnahmen „Sensorgestützte Grünstadtpflege“ und „Code Week Jena/Thüringen“. Die Smart-City-Maßnahme „WISSENsAllmende Jena kommt hingegen mit einem Namen daher, der für die meisten wahrscheinlich nicht so vertraut ist. Also, was ist eigentlich eine „Allmende“?

Das Wort „Allmende“ ist im Deutschen bereits seit dem Mittelalter in Gebrauch und kommt aus dem Bereich des Rechts. Es bezeichnet ein Gemeingut, dass von allen Gemeindemitgliedern gleichermaßen genutzt werden darf.

Daten bereitstellen und nutzen

Heute gibt es in Deutschland nur noch wenige klassische Allmenden, beispielsweise im Schwarzwald und in den Alpen. Eine moderne Form des Gemeinguts wird dagegen immer populärer: die WISSENsAllmende. Dieser Begriff bezeichnet die gemeinsame Nutzung von immateriellen Ressourcen, wozu etwa freie Software und Wissensplattformen wie Wikipedia gehören. 

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Mann steht vor mehreren geöffneten Internetseiten und schaut sich die Daten und Inhalte an.
Visuelles Datenkonzept
Freepik/vectorjuice

Auch das Smart City-Projekt hat solch ein gemeinsam nutzbares Angebot aufgebaut. Die urbane Datenplattform WISSENsAllmende Jena hat dabei einen speziellen Fokus: Sie ermöglicht die Bereitstellung städtischer Daten und deren Nutzung durch Bürger:innen, wissenschaftliche Einrichtungen und Medien. Alle Interessierten können sich mithilfe des Portals über zahlreiche Fakten Jenas informieren.

Die Datenplattform basiert auf der Open Source Software piveau, die gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für offene Kommunikationssysteme (FOKUS) entwickelt wird. Der Open-Source-Ansatz garantiert nicht nur langfristig eine große Flexibilität bei der Entwicklung und hohe Qualität, sondern vermeidet auch die Abhängigkeit von einem einzelnen Hersteller. Zugleich ist das System in der Lage, alle gängigen Daten einzulesen, auszuwerten und auszugeben sowie mithilfe von Metadaten automatisiert zu analysieren. Dabei sorgen standardisierte Schnittstellen dafür, dass problemlos auf die Daten zugegriffen werden kann. Auf diese Weise können auch zukünftige Anwendungsfälle leicht umgesetzt werden.

Viele praktische Anwendungsmöglichkeiten

Wer also schon immer einmal wissen wollte, wie viele Bäume es in der Stadt tatsächlich gibt, kann die Datenplattform WISSENsAllmende Jena aufrufen und sich die entsprechenden Informationen herunterladen. Dabei erfährt man auch gleich, welche Bäume in Jena den größten Anteil haben und welche am seltensten vorkommen.

Die auf der Plattform bereitgestellten Daten können den Alltag ganz konkret bereichern: Fahrradfahrer:innen finden etwa eine Übersicht, wie viele Fahrradabstellanlagen es in der Stadt gibt und wo sie zu finden sind.  Auch eine Statistik der bei Neugeborenen vergebenen Namen ist zu finden. Werdende Eltern können sich hier also Anregungen holen, welchen Namen sie für ihr Kind wählen (oder vielleicht vermeiden) wollen.

Objektive und belastbare Daten

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Startseite der WISSENsAllmende, Städtisches Datenportal
Startseite der "WISSENsAllmende Jena" (WAJ)
Stadt Jena

Die Daten, die in der WISSENsAllmende Jena hinterlegt und abrufbar sind, stammen direkt von der Stadt Jena. Ihre Eigenbetriebe nutzen diese Angaben, um ihre täglichen Aufgaben wahrnehmen zu können: Die Standorte, Arten und Zustände etwa der Bäume müssen korrekt bekannt sein, damit sie richtig gepflegt werden können. Auch die Fahrradständer müssen regelmäßig überprüft und ggf. repariert werden, sodass deren Positionen ebenfalls richtig hinterlegt sein müssen.

Deshalb sind die Zahlen verlässlich und aussagekräftig. Sie sind objektiv und belastbar und erlauben beispielsweise im politischen Diskurs eine faktenbasierte Debatte. Zugleich können weltweit Medien und wissenschaftliche Einrichtungen die Daten verwenden und auf dieser Grundlage Diskurse bereichern und Forschungsfragen beantworten. Interessante Informationen gibt es beispielsweise über die Situation von Kindern und Jugendlichen in Jena, ihre Lebenszufriedenheit, den Anteil von Migrantinnen und Migranten, die besuchte Schulform und vieles mehr. Ebenso nützlich können die Angaben über Privathaushalte, den Kraftfahrzeugbestand und die Parkmöglichkeiten sein.

Die WISSENsAllmende Jena ist lebendig

Die Jenaer Datenplattform versorgt die Bürger:innen bereits jetzt mit zahlreichen interessanten Informationen über die Stadt. Doch mit dem aktuellen Entwicklungsstand ist noch lange nicht Schluss: Die bisherigen Daten werden um viele weitere Angaben aus den städtischen Fachämtern und Eigenbetrieben erweitert, permanent kommen weitere Informationen hinzu. Diese werden nicht nur regelmäßig aktualisiert, sondern sollen noch vielfältiger nutzbar werden. Bisher stehen viele Daten zum Download bereit, zukünftig können Nutzer:innen auch Visualisierungswerkzeuge wie Karten und Diagramme nutzen und individuell anpassen. Damit können sie etwa Daten verknüpfen und in Echtzeit aktualisieren.

Damit dies gelingt, arbeitet die Stadt Jena im Verein Civitas Connect mit vielen weiteren Städten zusammen. Das senkt nicht nur die Kosten, sondern fördert auch die Kreativität bei neuen Entwicklungen für die Plattform. Wer also über Jena noch mehr Informationen als die Anzahl der Bäume oder die Standorte der Fahrradständer erfahren möchte, kann sich bereits jetzt in der WISSENsAllmende Jena informieren und sich gleichzeitig auf viele weitere Anwendungsmöglichkeiten freuen.

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