Digitale Hetze unter Kindern und Jugendlichen
Liebe Leserinnen und Leser,
passend zu unserem letzten Beitrag über Technostress wollen wir in der heutigen Ausgabe das Thema Cybermobbing aufgreifen. Wohlwissend, dass der Platz hier kaum ausreicht, um die Thematik in ihrer gänzlichen Tiefe zu erfassen.
Am 18. November, also nächste Woche Freitag, findet der internationale „Behaupte-dich-gegen-Mobbing“-Tag statt. Unter dem Hashtag #StopCybermobbing können Beiträge online veröffentlicht und so ein Zeichen gegen Diskriminierung und Hass im Internet gesetzt werden.
Was bedeutet eigentlich Cybermobbing?
Der Begriff Cybermobbing wird seit 2007 verwendet und bezeichnet Hetze und Attacken im Netz – zum Beispiel in Chats, Foren und per E-Mail, aber auch in den Sozialen Medien wie Facebook und Instagram und auf Videoplattformen wie YouTube. Die Zahl der Opfer hat insbesondere durch die Corona-Pandemie zugenommen, sowohl unter Erwachsenen als auch unter Jugendlichen und Kindern.
Menschen aus aller Welt treffen sich in sozialen Netzwerken; die vielen Möglichkeiten sich zu vernetzen fasziniert Erwachsene, Jugendliche und Kinder gleichermaßen. Kommunikation findet seit vielen Jahren nicht mehr nur in der analogen, sondern auch in der digitalen Welt statt – vor allem Kinder und Jugendliche nutzen Apps und Messanger-Dienste wie WhatsApp, TikTok, Snapchat oder Instagram, um sich auszutauschen und mitzuteilen.
Kinder und Jugendliche besonders oft betroffen
Jugendliche stärken hier ihre Identität und erhalten im Gegenzug die Selbstbestätigung durch Gleichaltrige. Es ist sehr einfach, andere mit gleichen Interessen zu treffen und sich darüber auszutauschen. So ist man nicht mehr von den lokalen Gegebenheiten im Wohnort oder im direkten Umfeld abhängig. Selbst Grundschüler:innen besitzen oft ein eigenes Smartphone und sind Mitglieder in Chatgruppen.
Dieser Aspekt hat aber auch eine Kehrseite: Da sich ein erheblicher Teil der Kommunikation unter Kindern und Jugendlichen im digitalen Raum abspielt, werden auch Konflikte sehr häufig genau dort ausgetragen. Das heißt, auf diese Weise wird Mobbing erleichtert und seine schädigende Wirkung enorm erhöht
Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge leiden in jeder Schulklasse ein bis zwei Kinder unter ständigen Angriffen von anderen Schülerinnen und Schülern. Zu den Folgen für die Opfer gehören Leistungseinbrüche, Gewaltfantasien, Rückzug, Depression, Suizidgedanken und psychosomatische Reaktionen. Besonders häufig betroffen sind Kinder – sowohl Jungs als auch Mädchen – im Teenager-Alter von 13 bis 15 Jahren.
Was unterscheidet das Cybermobbing vom analogen Mobbing?
Anders als zu Zeiten vor Handy und Co. geschieht Mobbing heute in den meisten Fällen nicht mehr nur im direkten Kontakt in der Klasse, auf dem Spielplatz oder auf dem Schulweg, sondern parallel im Internet, in den sozialen Medien und über das Smartphone. Damit können Angriffe rund um die Uhr und quasi überall stattfinden. Die eigenen vier Wände bieten somit keinen Schutz vor neuen Attacken.
Auch die Gruppe der Täter:innen und Zuschauer:innen ist unüberschaubar groß – werden despektierliche oder diffamierende Inhalte über soziale Medien geteilt, ist die Anzahl der Empfänger:innen kaum zu kontrollieren. Auch längst vergessene Veröffentlichungen können auf diese Weise plötzlich wieder online auftauchen und Schmerzen auslösen und so verhindern, dass Betroffene darüber hinwegkommen.
Besonders gefährlich ist auch, dass Verantwortliche in den meisten Fällen völlig anonym agieren können. Nicht zu wissen, wer für das Mobbing verantwortlich ist und sich gegen den Angreifer verteidigen zu können, bereitet vielen Betroffenen besonders große Angst und führt zu Verzweiflung.
Wer online angreift, erkennt, im Gegensatz zu einer direkten, verbalen oder körperlichen Attacke, nicht, wie sein Gegenüber reagiert und kann dementsprechend das Ausmaß seiner Tat nicht einschätzen.
Was lässt sich gegen Cybermobbing tun?
Da das Cybermobbing in der Pubertät ihren Höhepunkt erreicht, sollten präventive Maßnahmen spätestens in der dritten oder vierten Klasse beginnen. Eltern sollten sich so gut wie möglich darüber informieren, was ihre Kinder im Internet tun: mit wem sie kommunizieren, auf welchen Seiten sie surfen, was sie bewegt.
Kinder und Jugendliche, die von Cybermobbing betroffen sind, sollten wissen, dass sie damit nicht alleine sind und dass sie diese Situation nicht aushalten oder einfach hinnehmen müssen. Vielleicht trauen sie sich zunächst nicht, sich ihren Eltern anzuvertrauen, dann finden auf der Seite von juuuport Hilfe und Beratung.
Auch die Stiftung gegen Mobbing und Cybermobbing im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. enthält wichtige Informationen bereit, wie Kinder und Jugendliche lernen können, sich – und auch andere – vor Mobbing zu schützen. Oberstes Credo: Nicht zu viel über sich selbst verraten und genau prüfen, was veröffentlicht wird.
Weitere hilfreiche Vorgehensweisen können sein:
- Alle Angriffe genau dokumentieren, um die Suche nach dem Peiniger zu erleichtern
- Lernen, wie man Beiträge löschen und melden sowie andere User sperren bzw. blockieren kann
- Anzeige bei der Polizei erstatten
Sie haben Fragen zu diesem oder einem anderen DigiDo-Beitrag? Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf, wir freuen uns auf Ihr Feedback.
- E-Mail: smartcity@jena.de
- Telefon: 03641 49-2019
- oder auch via Facebook auf dem Jena Lichtstadt-Kanal unter dem aktuellen #DigiDo-Beitrag