Fort- oder Rückschritt? Über die Umweltauswirkungen der Digitalisierung

Über die Digitalisierung vieler Lebensbereiche und ihrer oftmals positiven Einflüsse auf unseren Alltag hat der Digitale Donnerstag schon mehrfach berichtet. Doch wie sieht es eigentlich bei dieser Entwicklung für die Umwelt aus? Das ZDF berichtete beispielsweise kürzlich, dass die weltweiten Rechenzentren so viel Strom wie das riesige Land Indien in einem Jahr verbrauchen. Ist der technologische Fortschritt also eher ein Rückschritt in Sachen Umweltfragen? Dieser Frage widmet sich die heutige Ausgabe des Digitalen Donnerstags.

Digitale Technologien benötigen Ressourcen

Wenn man digital unterwegs sein will, braucht man Energie und Ressourcen. Wer etwa ein Dokument nicht mehr ausdruckt, sondern digital bei einer Behörde abgibt, spart zwar das Blatt Papier und die Druckerfarbe, verbraucht aber Strom. Denn man braucht nicht nur als Privatperson einen Computer, der mit elektrischer Energie betrieben wird, auch die Behörde benötigt eine technische Infrastruktur, um einen digitalen Dienst bereitstellen zu können: Vereinfacht gesagt werden in einem Rechenzentrum die notwendigen Programme bereitgestellt, die abgegebenen Dokumente gespeichert und jeder digitale Arbeitsschritt ausgeführt. Dies alles benötigt Strom.

Hinzu kommt, dass alle digitalen Geräte unter teilweise großem Energieaufwand und unter Nutzung wertvoller Ressourcen hergestellt werden müssen. Dies gilt nicht nur für die bereits erwähnten Computer, sondern auch für solche Alltagsgeräte wie Handys, smarte Thermostate oder die neueste Generation an intelligenten Küchenmaschinen. Zudem müssen diese Geräte auch wieder entsorgt und recycelt werden.

Die Digitalisierung benötigt also große Mengen an Ressourcen und erzeugt bei Herstellung, Nutzung und Entsorgung große Mengen an CO2.

So verbessert der technologische Fortschritt den ökologischen Fußabdruck

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Frau mit Laptop sitzt vor Solarstation und Windrädern
Umweltauswirkungen der Digitalisierung
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Die bisherigen Erläuterungen lassen die Digitalisierung in Bezug auf ihren ökologischen Fußabdruck in einem weniger positiven Licht erscheinen. Allerdings gibt es noch eine zweite Perspektive: Tatsächlich benötigt der technische Fortschritt zwar Ressourcen, doch gleichzeitig kann er zu großen Energieeinsparungen führen, wie folgende Beispiele zeigen:

  • Meetings können online durchgeführt werden, Teilnehmer:innen müssen nicht mehr zu Terminen anreisen.

  • Gegenstände werden digitalisiert: Anstelle von Büchern aus Papier gibt es E-Books, physische Datenspeicher werden durch digitale Speichermedien ersetzt.

  • In der Industrie werden Prozesse und Arbeitsabläufe u. a. durch Automatisierung effizienter gestaltet.

  • private Haushalte oder auch Behörden können ihren Strombedarf durch erneuerbare Energien decken und ihren CO2-Verbrauch reduzieren.

  • Smarte Geräte senken den Energieverbrauch in Häusern und Wohnungen und verringern beispielsweise den Strom- und Gasverbrauch.

  • In der Landwirtschaft hilft der Einsatz von Sensoren, Drohnen und anderen Technologien, Wasser und Dünger zielgerichtet einzusetzen.

  • Nicht zuletzt sorgen Smart City Projekte wie in Jena dafür, dass ganze Städte ressourcensparend organisiert werden, indem etwa die Beleuchtung, die Grünpflege und der Verkehrsfluss optimiert werden.

Diese Beispiel verdeutlichen auch die positiven Aspekte der Digitalisierung. Ob sie im Einzelnen die die ökologischen Nachteile des Energieverbrauchs vollständig kompensieren, könnte über Ökobilanzen nachvollzogen werden.

Auch wir haben einen Einfluss

Die aufgeführten Beispiele zeigen, dass die Digitalisierung bereits jetzt viele positive Auswirkungen auf einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt hat und gleichzeitig ihre Potentiale noch lange nicht ausgeschöpft sind.

Dabei können wir auch als Privatpersonen einen positiven Beitrag leisten, ohne dass wir uns einschränken müssen. Wir können Geräte wie Smartphones länger nutzen und sie nicht vorschnell durch neue ersetzen. Erfüllt das Handy unsere Anforderungen nicht mehr, sollten wir es an andere Menschen weitergeben oder fachgerecht recyceln lassen.

Die Verwendung smarter Technologien im Haushalt kostet zwar zunächst Geld bei der Anschaffung, verringert aber den Energieverbrauch und entlastet somit langfristig unseren Geldbeutel und die Umwelt. Und da zum Beispiel jede Suche im Internet ebenfalls Strom verbraucht, können wir eine Suchmaschine nutzen, die für Suchanfragen Bäume pflanzt. Somit nutzen wir digitale Technologien und schützen gleichzeitig das Klima.

Mit der Digitalisierung das Klima schützen

Insgesamt betrachtet wird deutlich, dass die Digitalisierung eine große Chance für unsere Umwelt darstellt. Sie ist jedoch nicht automatisch ein Allheilmittel, denn ihre Auswirkungen müssen immer ganzheitlich betrachtet werden: Der Betrieb vieler Technologien benötigt Energie, auch wenn dies nicht immer sofort ersichtlich ist. Zudem verbrauchen Herstellung und Entsorgung oftmals viele Ressourcen.

Gleichzeitig ist die Digitalisierung eine große Chance für das Klima. Bereits jetzt werden durch fortschrittliche Technologien große Mengen an Ressourcen gespart und der CO2-Ausstoß verringert. Richtig eingesetzt, ist die Digitalisierung eine große Chance für eine nachhaltige Gesellschaft und kann unseren ökologischen Fußabdruck spürbar verbessern.

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